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Sehr geehrte Damen und Herren,

Das Zika-Virus, wie Sie sicher wissen, ist ein ursprünglich aus Ostafrika stammendes, über tagaktive, schwarz-weiße Stechmücken der Gattung Aedes, v.a. Aedes aegypti, gelegentlich aber auch sexuell übertragenes Virus, das nur selten zu Krankheitszeichen führt, aber zwei gravierende Komplikationen verursachen kann: eine aufsteigende, reversible Lähmung (Guillain-Barré- Syndrom, GBS) und – bei Infektion in der Schwangerschaft – schwere Fehlbildungen von Gehirn und Schädel beim Ungeborenen. Der von der WHO ausgerufene internationale Gesundheitsnotstand ist schon länger wieder aufgehoben. Bekämpfungsmaßnahmen, der Süd-Winter und sicher auch die zunehmende Immunisierung der Bevölkerung nach durchgemachtem Infekt haben die Fallzahlen sinken lassen. Gerade bei nachlassender Aufmerksamkeit und Berichterstattung aber fällt die Beratung von Reisenden umso schwerer, zumal verschiedene Quellen sich dann noch untesscheiden. Dabei geht es weniger um das GBS- Risiko, das ja auch ohne Zika besteht, als vielmehr um die Sorge von jungen Leuten in der Familienplanungsphase, eine schwere Mißbildung beim Kind zu verursachen.

Die WHO hat die Länder nach ihrem Übertragungsrisiko neu eingeteilt, wobei die erste Kategorie eine laufende Zika-Übertragung nach Einschleppung bedeutet und die zweite eine schon länger laufende Präsenz des Virus im Lande mit Infektionsrisiko. (Der Reisende würde sich einen etwas anderen Zuschnitt der Definitionen wünschen.) Für die Länder der Kategorien 1 und 2, für die ich Ihnen eine Tabelle mit Stand 31.08.2017 eingefügt habe, gilt:

  • Schwangeren wird die Reise dorthin nicht empfohlen
  • Wer dorthin reist, muß Repellentien gegen tagaktive Mücken einsetzen und Brutstätten (Ansammlungen von sauberem Wasser in der Nähe von menschlichen Ansiedlungen, auch der Eimer Wasser in der Unterkunft) nach Möglichkeit vermeiden.
  • Dort sollten Kondome genutzt werden, um die sexuelle Weitergabe des Infektes zu vermeiden.
  • Männer sollten nach Ausreise noch 6 Monate Kondome nutzen, da sie noch infektiös sein können. Ist die Partnerin schwanger, so gilt die Kondomempfehlung bis zur Entbindung. Wer dies vermeiden will, sollte 2 x im Abstand von einer Woche einen Virustest (PCR) im Sperma machen lassen.
  • Wer aus einem Zika-Übertragungsgebiet in eine Region ausreist, wo es die Überträgermücke auch gibt, sollte noch für 3 Wochen Repellentien nutzen, um das (oft ja unbemerkt zirkulierende) Virus nicht weiterzuverbreiten. 

Nach Angaben der PAHO kam es zur Jahresmitte in Mexiko zu 30, in der Karibik zu 300 und in Südamerika zu 250 nachgewie- senen Erkrankungen pro Woche, in den USA gar nicht mehr.

Obwohl sich beide auf dieselben Kategorien der WHO berufen, kommt die ECDC zu einer anderen Darstellung auf der links stehenden Karte (vgl. Kolumbien oder Brasilien). Innerhalb von Staaten wird nur gelegentlich nicht differenziert.

Die Auswirkungen der Wirbelsturm-Saison in der Karibik, die oft zu einer „Mosquito- Blüte“ und zu intensiver Übertragung führt, werden ohnehin erst in den kom- menden Wochen sichtbar werden. Letzten Endes kommen Reisende in keinem der betroffenen Gebiete um einen guten Schutz vor tagaktiven Mosquitos herum, wegen Zika ebenso wie wegen Dengue.

Ihr
Burkhard Rieke